Ein Thema, das alle Gemeinden des Kirchenkreises eher früher als später erreichen wird, stand im Mittelpunkt der „Mittagspause mit allen Sinnen“. Werner Abromeit, Geschäftsführer bei dem örtlichen Energieversorger GVG, referierte über „Kommunale Wärmeplanung – wie sieht die Energieversorgung der Zukunft aus?“ Die GVG liefert Energie an Haushalte und Unternehmen im Rhein-Erft-Kreis und in nördlichen, südlichen und westlichen Stadtteilen in Köln.
Markus Besserer, Geschäftsführer des Verwaltungsverbandes Köln-Süd/Mitte, hatte die Gäste bei der mittlerweile traditionellen Veranstaltung auf dem Andreaskirchplatz in Brühl begrüßt und herzlich eingeladen, sich am Imbisswagen und am Kaffeemobil zu stärken. Neben Pommes/Currywurst gab es auch vegane Angebote.
Die „Mittagspause mit allen Sinne“ fand zum vierten Mal statt. Eingefunden hatten sich Vertreterinnen und Vertreter der Verwaltungen, von Unternehmen, Vereinen, Initiativen und vielen mehr. Dieter Freytag, Bürgermeister von Brühl, nutzte ebenfalls die Gelegenheit zu vernetzenden Gesprächen. Superintendentin Susanne Beuth vertrat die Kirchenkreise Köln-Süd und Köln-Mitte.
Kommunale Wärmeplanung: Örtliche Bestandsaufnahme der Wärmeversorgung
Werner Abromeit erklärte zunächst einmal grundsätzlich, worum es bei der kommunalen Wärmeplanung geht. An erster Stelle stehe eine umfassende örtliche Bestandsaufnahme der Wärmeversorgung mit der Ermittlung gegebener Potenziale für die Einsparung von Energie und den Einsatz regenerativer Energien. Aber auch die Aufnahme von bislang ungenutzter Energie wie die Abwärme industrieller Betriebe stehe im Aufgabenheft. Da falle einem natürlich als erstes Wesseling mit der chemischen Industrie ein. Die dafür notwendigen Investitionen könnten die Kommunen natürlich nicht stemmen. Dafür müsse privates Kapital akquiriert werden.
Durch die kommunale Wärmeplanung entstünden für die Bürgerinnen und Bürger keine Pflichten. „Niemand wird gezwungen, sich an das Fernwärmenetz anzuschließen. Der Datenschutz wird bei der Planung sehr ernst genommen. Niemand schaut in die Keller, um festzustellen, ob da etwa eine Gastherme oder eine Ölheizung steht.“ In Deutschland gebe es 40 Millionen Haushalte. Die Hälfte heize mit Erdgas, ein Viertel mit Öl. Das bedeute, erläuterte Werner Abromeit, dass 30 Millionen Haushalte mit Wärmepumpen ausgestattet werden könnten. Eine Herkulesaufgabe, wenn man bedenkt, dass im ersten Halbjahr 2024 90.000 solcher Pumpen installiert wurden. „Es wird gar nicht genug Menschen geben, die diese Pumpen einbauen können“, sagte Werner Abromeit.
Der Experte rät Verbrauchern, kleine Wärmepumpen einzubauen, aber die Gastherme stehenzulassen, um Kältespitzen im Winter ausgleichen zu können. Denn Wärmepumpen bräuchten viel Strom für ihren Betrieb, der im Winter regenerativ wegen nachlassender Sonnenenergie sehr teuer sei.
Werner Abromeit machte deutlich, dass wegen zunehmender Photovoltaik-Anlagen auf Dächern von Privathäusern der Strompreis langfristig steigen werde, da die Privaten, die ihren Strom selbst produzierten, keine Stromnetzwerkentgelte entrichteten. Das sei auch eine soziale Frage: „Energieversorgungssysteme sind Solidarsysteme. Mieter haben keine Chance auf eine private Photovoltaik-Anlage.“ Werner Abromeit setzt auch große Hoffnungen auf grünen Wasserstoff. Aber bis der flächendeckend zur Verfügung stehe, werde noch Zeit vergehen.
„Hoffnung hochhalten, dass es gelingen kann“
Susanne Beuth machte in ihrem geistlichen Impuls deutlich, dass man von allem lernen könne und dass alles einen lehren könne und erinnerte an die Beispiele eines Rabbis. Die Eisenbahn lehre, dass es auf einen Augenblick ankomme, die Telegrafie lehre, dass jedes Wort angerechnet wird, die Energieversorgung lehre, dass man zuverlässig sein müsse. „Christinnen und Christen erfüllen ihre Pflicht nicht mit dem sonntäglichen Besuch des Gottesdienstes. Sie erfüllen ihre Pflicht in den Aufgaben, vor die sie der Alltag stellt.“ Für die Superintendentin ist die kommunale Wärmeplanung verbunden mit Begriffen wie Frieden und Gerechtigkeit. „Wir als Kirche sind in der Pflicht, die Hoffnung hochzuhalten, dass es gelingen kann und wir nicht vergeblich daran arbeiten.“